Januartagung 2014
13. Januar 2014 St. Jobst, Nürnberg

Mit einem großen geschichtlichen Bogen begann der Vortrag von Dr. Ulrich Duchrow im gut gefüllten Gemeindesaal in St. Jobst. Zeitgleich zur Entstehung der hebräischen Bibel konstituiere sich, so der Referent, mehr und mehr ein Wirtschaftssystem, in dem sich der Drang, immer mehr haben zu wollen, nach und nach durchsetze. Unser heutiges System des ungerechten Wirtschaftens wurzele tief in dieser Vergangenheit. Und die biblischen Schriften, auch die der Jesusbewegung, lassen sich als kritische Auseinandersetzung mit diesem entstehenden System lesen. Die zentrale theologische Frage sei: »Gott oder der Mammon?!«

Vor diesem Hintergrund führte der Referent seine Zuhörer und Zuhörerinnen nicht nur auf spannende Weise durch die historischen Entwicklungen, sondern mahnte auch immer wieder eindrücklich an, dass es zur Aufgabe der Kirchen wie der Religionen allgemein gehöre, theologisch Widerspruch zu üben. Das sei besonders deswegen nötig, weil sich die Religionen zu großen Teilen an die Logik des »Mehr-haben-Wollens« angepasst haben. Wir haben uns heute dagegen aber immer wieder zu fragen, so Duchrow, welche Alternative es zu dieser Logik gäbe und wie die Verlierer des Systems zu Subjekten ihrer Befreiung werden könnten. Nach reichhaltiger Stärkung widmete sich die Diskussion am Nachmittag den Konkretionen. Etwa Fragen einer sozialgeschichtlichen Bibel- und Koranlektüre und der Flüchtlingspolitik.

Thomas Braun

Foto: Holger Forssman